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Bericht "'Mit Gert auf dem Peiterkofel und Piz Puez' im September 2020"

Vorneweg

Dieses Jahr stand mal wieder eine Tour im Vordergrund, die nicht gleich bei jedem Schritt und immerzu das Andrenalin aus den Ohren tropfen lässt (siehe dazu zum Beispiel "Gert & Ralf im Stubaital im Juli 2011", "Gert & Ralf im Inn- und Stubaital im Oktober 2013" und auch die "Rieserfernerrunde mit Gert und Ralf im August 2014") und ja, der Zahn der Zeit nagt auch an den verschiedenen Körperteilen und lässt uns - ganz harmonisch - immer mehr in kuschelweichen Wellnesstouren versinken, naja, zumindest teilweise fast.

0. Tag: Anreise

Gerts Anreise war traditionell wieder einmal - bedingt durch die größeren Entfernungen - etwas später, so dass es in Regensburg zu einem späten und sehr entspannten Frühstück kam. Die Weiterfahrt nach Campill versüßten wir uns mit den Känguru Apokryphen von "Marc-Uwe Kling". Als begeisterte Fans trugen uns die Ausflüge in von der "Bertelsmann-Stiftung" finanzierten Studien und von "schwedischen Wissenschaftlern" herausgefundenen Dinge einiges an Lachtränen bei. Ein Muss für Fans des Känguru! Auf einmal waren wir in Campill am "Berghotel Sanvi" (eine echte Empfehlung - sehr schön!) angekommen und stolperten in einen "Junggeselleninnen Abschied". Bei einem abendlichen Kurzausflug zur Kirche des Ortes fiel unser Blick auf eine Pizzeria seitwärts des Weges, die wir aber bedingt durch das hervorragende Essen im Berghotel nicht als Joker ziehen mussten.

Hier gibt es auch ein paar Bilder.

1. Tag: Einsteigen

Ich sag Euch - Aufstehen in den Alpen, Glockengebell und Alpenglühen zum Niederknien - der Tag könnte schlimmer anfangen. Seltsam erschien uns einzig das für uns undefinierbare Menschengemurmel, doch nach einem lecker Frühstück konnten wir nach dem Losstiefeln eine Klärung des lauten Rätsels herbeiführen: Die Kirche hatte echt Lautsprecher draußen und die übertrugen die aktuell laufende Messe nicht unaufdringlich nach außen. Nicht alles muss man verstehen - auch wenn das wohl der Grund der Installation war. Doch nach den letzten Zäunen des Orts griff die wundervolle Natur nach uns. Wir schleppten unsere noch nicht ganz betriebswarmen Knochen den Mühlengraben hoch, doch an einer schönen Stelle (wir hatten echt die Qual der Wahl) brachte uns ein zweites Frühstück erneut Energie, die wir angesichts unserer kostenintensiv erstellten Körperspeicherung eigentlich gar nicht nötig hätten - aber wenn's doch so schön ist .. Die beim genüsslichen Kauen erzählte Geschichte der "Scheinbienen-Keilfleckschwebfliege" erheiterte unser Gemüt, während zwei junge Mädels mit hohem Tempo, Rucksack und kurzem Gruß an uns vorbeizogen und die (mehr oder weniger) große Zahl der von uns bereits durchlebten Jahre ohne weitere Kommentare schwer auf die Schultern klopfte.

Plötzlich fanden wir uns auf einer Bergwander-Autobahn wieder - inmitten einer unglaublichen Menschenmenge auf dem planierten Weg hin zur "Peitlerscharte". Mittendrin fuhren ein paar Mountainbiker ziemlich sinnbefreit ihren Weg von der Scharte einen stufigen Weg herunter. Da ich selber aktiver MTBler und sehr gerne damit in den Bergen bin, erzeugte das bei mir ein seltsames Stirnrunzeln - nicht zuletzt ob dem geringen zur Schau getragenen Verständnis, dass Wanderer auf Wanderwegen auch existieren. Wir entwerteten unsere Rucksäcke, legten sie etwas seitwärts ins Gras und dachten uns, dass diese Säcke wohl niemand freiwillig während unserer Abwesenheit mitnehmen würde, zumal wir sie einigermaßen gut versteckten. Dann stiefelten wir in Richtung Peitlerkofel los und waren wenige Minuten später etwas überrascht, wie überraschend gut die Säcke von oben einsehbar waren. Naja, wir sind in den Alpen, wir sind oben .. wird schon gut gehen. Die hohe Spitze des Peitlerkofel ist kraxelnd zu erreichen und so taten wir das auch.

Wir trafen den Juniorbergsteiger Heiko (nach dem gestrigen eigenfüßigen 2000m Einstieg von Brixen über die Plose etc. mit einem Energieriegel als einzige Energiequelle des Tages war das sein erster Gipfel im Leben - Holla die Waldfee!, da können wir noch einiges erwarten ..). Oben verdohlten wir uns die Zeit mit tollen Ausblicken und dem Glück des Gipfels. Auf dem Rückweg zur Peitlerscharte kamen wir mit einer jungen Frau kurz ins Gespäch und siehe da: eine Regensburger Studentin ..

Die Rucksäcke waren (leider) noch da und wir tappten den technisch unspektakulären, aber echt hochromantischen Grasweg in Richtung "Schlüterhütte". Vor der Hütte saßen der Heiko vom Peitlerkofel und sein Mitwanderer Julian und wir ratschten noch bis zum Ruf des Abendessens. Mit im Raum war eine sehr laute Altherrenrunde mit den beiden jungen Mädels, die am Morgen noch an uns vorbeischwebten und ein weiteres junges Paar nebst einem Engländer aus dem Yorkshire. Es gab - man glaubt es kaum - ein Schlafen im Zweibettzimmer und eine warme Dusche!

2. Tag: Weitersteigen

Das Frühstück mit dem Ausblick Richtung "Texelgruppe" ist etwas unglaublich Schönes! Der Start erfolgt in aller Ruhe, da nur 3.5h Stunden bis zur "Puez Hütte" ausgeschildert sind. Man muss nicht immer nur mit Vollgas rennen - auch mal schön! Auf einem knubbeligen Zwischengipgfel trafen wir das junge Paar vom englischen Tisch wieder und genossen den schönen Blick auf Peitlerkofel. In der Ferne grüßte auch der Großglockener.

Bei einer Futterpause unterhalb des "Jochs ohne Namen" (tut mir leid, ich weiß es wirklich nicht mehr) stürzten mittelgroße Vögel unbekannter Bauart an uns vorbei ins Tal, dass es fast wie ein vorbeisausender Stein klang. Wir beschlossen mangels anstehender Lust auf eine Online-Recherche, dass es sich um die neu entdeckte Art des "Scheingeier Rundschwanz Eisvogels" handelte und wir beide waren mit der Angelegenheit zufrieden (jaja, die spätere Recherche ergab, dass es sich vielleicht sogar um einen "Mauerläufer" gehandelt haben könnte). Die Zeit zog sonnig an uns vorbei, die Luft war so rein, das Gras so grün, die Beine so faul mit der Ansage "3.5 Stunden Gehzeit" und so machten wir das, was alte Männer besonders gut können - Nüschd! Doch es hieß, dass man das Joch am Vormittag steigen soll und der Vormittag war schon lange durch *seufz*.

Wir sahen eine Felsformation, die wie ein Tunnelportal aussah und für einen kurzen Augenblick vermissten wir eine Drohne, die da mal genau nachschauen könnte. An uns trug ein Mountainbiker ziemlich sinnbefreit sein Bike den Berg in und die Scharte hoch. Das Joch ist über einen etwas rolligen Aufstieg ziemlich steil in der schon gleißenden Mittagssonne zu besteigen, wenn man den Vormittag verstreichen lässt. Naja, wir sind ja nicht aus Zucker, dass wir gleich wegfließen, nur weil sich eine kleine Schweißperle auf der Stirn ansammelt. Es gab eine kurze Schnatterpause oben am Joch und wir trafen die Regensburger Studentin diesmal mit ihren Eltern.

Das Hochkraxeln der Nivesscharte ist lohnend - zum einen nur ein einfacher kurzer Kletterteig und zum Anderen kürzt er einen langen Umweg erheblich ab. Oben gibt es eine sehr ausgiebige Pause mit tollen Blicken, Futter und dem Wissen, dass die Puez Hütte nur noch eine Stunde weg ist. Auf dem Weg in Richtung Hütte findet Gert einen Stein mit einem schönen Einschluss für den Steingarten.

Später kamen wir an unzähligen Saurierknochen vorbei (nein, nicht unsere Knochen - noch älter!) - die stecken alle im "Piz Puez" und den angrenzenden Bergen. Supertolle Teile, alles im Geröll. Deutlich erkennbare Rückenwirbel, Knochen, Zähne, Eier .. wir haben dort echt lange gesessen und geschaut. Wirklich super erhaltene Saurierknochen und -eier, aber ich habe keine Link auf die Saurierknochen gefunden. Unterhalb des "komischen Kopps" haben wir nochmal in Sichtweite der Puez Hütte alles austrullern lassen.

Es findet sich vor der Hütte die Tafelrunde zusammen. Die jungen Mädeln vom Einstieg, das junge Paar, Heiko und Julian .. und wir beide als Altersdurchschnittssprenger. Die Puez Hütte ist aus vielen der Saurierknochen im Gemäuer geschmückt. Wirklich schön anzuschauen! Wir haben in der Kürze der Zeit gemeinsame und wild verbundene Dinge mit Schweiz, Schwandorf und Berlin gefunden. Der Versuch des Holen einer Runde Bier wurde durch "Essen jetzt!" unterbrochen. Also ein schnelles Umziehen und ein gemeinsames Essen am Dreieckstisch. Es gab einen wilden Essentausch von Krautsalat bis Kaiserschmarrn und Heiko isst am Ende noch Gert Teller leer (Essen ist für alle da!). Heiko und Julian erklären sich bereit, als Schutzpatron über Gerts Salami und Brot zu wachen, da die Idee mit den einzigen Energieriegel auf dem Einstieg nur eine teilweise Gute war. Wir waren ja froh, einen Teil des unverbrauchten Essens auf eine weitere mehrtägige Reise schicken zu können.

Es konnte nie abschließend geklärt werden, wer die bekloppte Idee mit dem Sonnenaufgang auf dem Puez hatte (aber es war sehr wahrscheinlich der Julian). Nach dem wilden Geplapper mit schallendem Lachen am Tisch gab es noch ein Sterne kieken und erzählen - sowie ein Umfallen nach Abschlussschnaps und -Bier.

3. Tag: Sonnenaufgang und Aussteigen

Dann gibt es ein 5:00 Uhr Aufstehen nach einer von vielen nicht durchgeschlafen Nacht (warum auch immer), ein Schnappen der bereitgestellten Klamotten und ein draußen anziehen. Alle sind aufgestanden und willig, nur Julian lächelt und sagte "war doch nur ein Scherz" (ist er eigentlich das Känguru?) und kippt wieder in seine Hängematte. Der Engländer (von der Schlüterhütte) schaut uns bei seiner morgendlichen Pinkelpause nur an, als wären wir ein seltsamer Traum. Oder Irre. Oder beides!

Draußen gibt es keine Sterne mehr. Eieiei! Angesagt sind 1.5h bis auf den Piz Puez in stockfinster Nacht. Also auf zum Aufstieg mit Hirnbirn. Die jungen Gemsen springen den Berg in einer Stunde hoch, während die alten Steinböcke gute 20 Minuten länger brauchen. Unwissenheit ist manchmal eine Gnade und die schmierigen Schlupfstellen und der ruppige Grat erscheinen im Licht der Stirnlampe erheblich weniger ausgesetzt als unter der späteren Morgensonne, wobei das nur für Teilnehmer mit Licht am Kopf gilt.. Oder Heiko? Da sind echt witzige Blicke auf die hüpfenden Lichter in der stockfinsteren Nacht am steilen Berg, aber das ist nur was für die Augen und die unvergesslichen Erinnerungen.

Das Grauen des Tages beginnt nicht nur mit tollen roten Farben, sondern auch mit Laufen auf steilen Geröll. Dann erreichen wir den Gipfel im kalten Wind und sind alle randvoll angefüllt mit Glück. Die Sonne geht pünktlich 10 vor sieben auf. So ein toller Blick auf das Gipfelkreuz des Piz Puez. Unglaubliche Eindrücke, die man nur in der Situation erleben kann. Das Absurven in der "Scharte" in nur gerade so ausreichendem Geröll war wie immer schnell, zackig und berauschend - es könnte etwas mehr Gebrösel haben, war aber effektiv und macht wie immer auch Spaß! Ein Rabe lacht uns auf dem Rückweg aus - der hat gut lachen ..

Doch das wahre Grauen kam am Ende mit einem entsetzten Blick auf den Frühstücksteller

Man merkte deutlich, dass das Ende der Saison vor der Tür stand.

Wir beobachteten mehrere Heliflüge und den panischen Sprung des Hüttenwirtes zu der sich vor mir öffnenden Eingangstür verstand ich erst, als der höllische Sandsturm unter dem Druck der Rotoren bei mir ankam. Das wäre eine mehrwöchige Reinigungsakton geworden. Die Verabschiedung von Heiko und Julian war notwendig, da sich die Wege hier trennten und das restliche Jungvolk erklärt sich bereit, die alten Steinböcke im Rahmen des Abstiegs zu betreuen. Also loslaufen ohne Wegweiser nach Campill. Es wurde eine kurze Wegfindung auf dem Plateau notwendig - ich habe die Gnade eines GPS zum Finden des rechten Weges in dem Moment sehr genossen.

Dann kommt noch eine steile rollige Scharte mit kurzer Seilsicherung und ein Genussabstieg zum Trogtal, garniert mit Murmeltier und einer lange Pause mit den Schafen. Die letzten tollen Blicke auf den Piz Puez brachten nochmal die Erinnerungen des wirklich genialen Sonnenaufgangs unter den langsam dahinziehenden Wolken. Der Waldabstieg führte zu ständiger Gruppendurchmischung und viel Geplapper. Beim Laufen mit den Stöcken gabes ein plötzliches Pieken des Stockes ins Leere, da der Rest des Unterbaus im weichen Boden vom letzten Pieken drei Schritte hinter mir vor sich hinschwankte. Kurze Zeit später wurde mir das Teil erneut hinterhergetragen - was würde man nur ohne seine Zivis machen!? Am Ende gab es am Ortsrand von Campill ein gemeinsames Mittag in Form des Resteessens (teilweise scheinbar als spontan lebenserhaltende Maßnahme), nachdem Julia mehrfach den Hinweis auf die nahegelegene Pizzeria vergeblich zu ignorieren versuchte. Wieder mal ist Essen für alle da! Das Schüttelbrot schüttelt noch mal alle durch und das vegane Karottenbrot vom Gert geht weg wie veganes Karottenbrot. Da fällt mir doch glatt der Spruch ein, dass es sicher einen Grund hat, warum es "dahinvegetieren" und nicht "dahinschnitzeln" heißt!

Herzliche Verschiebung und Auseinanderlaufen einer echt lustigen Truppe und auch finale Trennung von meinen Stöcken.

Wir versuchten nun noch eine Therme zu finden, die unseren alten Knochen die notwendige Entspannung und Wärme für den Abend geben könnte, doch im Umkreis von mehr als 100 Kilometern fällt nach Nennung unserer Namen immer nur ein panisches "erst ab nächste Woche!", ein "nur bis letzte Woche" oder ganz unkreativ "Revision...". Nur der "Gasthof Badl" bietet in ungewöhnlicher Lage fast unter der Inntalautobahn in Hall schöne Zimmer, eine angenehme Sauna und stellt ein "reichhaltiges Buffet" in Aussicht (und hält das Versprechen auch!).

Wir gönnen uns den Weg in die Innenstadt von Hall, der "Geburtsstätte von Taler und Dollar" und ein mühsames Besteigen der Hügel der Stadt. Doch wir fanden eine Pizzeria, die keine Pizzeria war und haben dennoch lecker gespiesen ("Gasthof Goldener Löwe"). Nach der Sauna und dem langsamen Austrullern auf Massageliegen und Thermostuhl gab es dann doch kein Bier mehr und ab der unglaublichen 21:30 Uhr-Zeit gab es bereits die Nachtruhe für die alten Saurierknochen.

4. Tag: Rückreise

Nach neuneinhalb Stunden Schlaf gab es ein wirklich leckeres Frühstück. Wir machten einen Kurzausflug auf der Autobahn zur Abfahrt Wattens und fuhren nochmal nach Hall zurück, da wir ja auch die abschließende Schlüsselrückgabe nachträglich ausführen mussten. Die Heimfahrt war angefüllt mit einer mit Tourberichts-Kurzerfassung (man weiß das alles ja schon nach wenigen Tagen nicht mehr so genau - vor allem, wenn das Hirn schon viel gedacht hat im Leben) und dem Rest der kurzweiligen Känguru Apokryphen - Danke Marc-Uwe!