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Bericht "Von Hintersee über den Steinberg und die Blaueishütte nach *ähm* Hintersee im Oktober 2017"

Das Jahr neigt sich dem Ende zu, die Nebel bei uns im Donautal sind schon wieder boshaft und hartnäckig. Das Sturmtief Xavier hat uns zum Glück nicht so schlimm getroffen, doch irgendwie hatte ich mit dem Wetter in 2017 einfach abgeschlossen. Doch weit gefehlt! Eine kleine Blase Sommer in der Mitte des Oktobers leistete mit spontanem Himmelsblau und Frühlingstemperaturen "güldenen" Widerstand .. und wie der stand! Die Tage wurden immer blauer, die Luft immer lauer und plötzlich war da der Ruf des Berges da. Erst ganz leise und dann immer lauter werdend "nimm mich, nimm mich!". Ok, so sollte es sein! Am Abend vorher hatte ich noch versucht, die Eisernen schon im Vorfeld daran zu hindern, die dem Ball nachlaufenden Herren des Jahn in der Conti-Arena vom Platz zu fegen1. Umsichtig (und lebenserfahren) wie ich war, stand dank alkoholfreiem Genuss der Tour nichts mehr im Weg2. Es rotteten sich sechs Personen meines Umfeld zu einer Seilschaft3 zusammen und pünktlich um 6:00 Uhr MESZ4 rollte die Brummbeere5 vom Hof.

Dank des morgendlichen Frühstarts war die Fahrt wie immer nur zehn Minuten lang6 und nur der Fahrer kam dank längerer Wachintervalle in den Genuss eines unglaublichen Sonnenaufgangs mit Alpenglühen und einem zum niederknien schönen Ausblick vom Irschenberg hinab in das leicht nebelverhangene Tal7. Ein Anblick wie auf Mittelerde! Wir waren unglaublich gut in der Zeit und kamen in Hintersee im Berchtesgadener Land am Parkplatz der Blaueishütte an - und schon ging's der Empfehlung der Seite Outdooractive den ein paar Kilometer langen Hatscher8 - immer durch den Wald und perfekt aufgeschottert - zur Schärtenalm hinauf. Da diese schon nach dem 3. Oktober zugemacht hat, verspeisten wir einen Teil unserer selber ausreichend mitgeführten Kohlenhydrate und anderer Nährstoffe im Angesicht der mächtigen Reiteralm.

Dank des mitgeführten Garmin aus dem Besitz des Nachbarn9 rappelte es bei der Suche nach dem Einstieg mehrmals in meiner Hose10, bis wir uns die verschämten Stufen und den verrosteten Draht zu übersteigen wagten und das Ding endlich wieder Ruhe gab. Kurz gesagt ist der Einstieg nicht so einfach zu finden, aber auch - wenn man weiß, wo der zumindest so ungefähr ist - irgendwann zu finden. Nach wenigen Metern deutet sich der Pfad deutlich besser an und wird dann gut ausgetreten. Die nasse Erde (wenn sie denn nass ist) schlonzt zwar die Schuhe voll und sorgt in Verbindung mit angefeuchteten Wurzeln für schlüpfrige Momente, aber das ist ja bei vielen solchen Besteigungen der Fall. An der Baumgrenze leuchtete die Sonne verführerisch zwischen den Blättern durch und auf einmal ist da ein Absatz mit einem unglaublich schönen Blick in die weite Ramsau! Nach dem schattigen, feuchten Steig ein Moment des Glücks! Einem der Teilnehmer entfuhr ein spontanes "Kacken mit Aussicht" :) Der Blick auf den vor uns liegenden Steinberg sah aus wie "noch höchstens 100 Meter", doch der Winkel und die verdeckten weiteren Anstiege täuschten darüber hinweg, dass es noch ungefähr 400 Meter bis dort hinauf sein sollten.

So schön, wie es auch war, so musste ich doch den unangenehmen Teil der Angelegenheit übernehmen und zum Aufbruch mahnen, wusste ich doch um die Zeitverhältnisse zwischen Auf- und Abstieg, dem Wunsch nach Zeit auf den beiden anvisierten Gipfeln und dem Wunsch nach was Leckerem auf der noch sonnigen Terasse der später noch vorbeischlendernden Blaueishütte, bevor die Schatten hinunter zum Holzlager-Parkplatz am Hintersee nach uns greifen würden. Es gab kein Mullen und Knullen11 und schon bald erreichten wir immer felsigeres Gelände. Irgendwann musste der Track mal nach Rechts zu einem dem eigentlichen Steinberg vorgelagerten Aussichtsgipfel abbiegen, welcher mit leichtes Klettern im ersten Grad beschrieben ist - und kaum denke ich daran, macht das Garmin auch schon wieder Rabatz. Da der nun folgende Abstecher nicht jedermanns Sache ist (das ist auch völlig OK so), bleiben drei unten und drei steigen auf einen Ausichtspunkt erster Klasse. Aber man *muss* das nicht machen. Es ist einfach nur schön!

Wieder zurück auf dem Weg bei den anderen, stiegen wir wieder gemeinsam zum eigentlichen Steinberg auf, dessen Gipfelkreuz ein paar hirnverbrannte Idioten einseitig abgeschraubt hatten12, was natürlich zu einem Fall des Kreuzes führte. Doch der Blick und die Eindrücke dort sind schon erste Sahne. Die Schärtenspitze und der Hochkalter schweigen auf der einen Seite und der Watzmann ruft auf der Anderen. Wir blieben dort einige Zeit und eine ziemlich neugierige und verfressene Alpendohle begleitete uns einige Zeit. Die Kinder schauten einmal recht skeptisch den sehr langsam absteigenden Vorsteigern nach und ich hatte den Satz "Platten mit Geröll" im Hinterkopf. Der Abstieg ist bei schönem Wetter durchaus anstrengend und bei Schnee und Eis gar nicht angeraten. Es gibt da so ein zwei Stellen, bei denen ich dann doch heilfroh war, als alle drüber waren. Diese beiden Stellen können aus einer Tour "mittleren" Charakters durchaus eine Blockadestelle machen, bei der weniger geübte/unverfrorene Berggänger an ihre Grenzen und darüber hinaus kommen können. Da sind ein paar Haken in der Wand, aber wenn man kein Seil zum Sichern dabei hat, nutzen diese einfach wenig.

Der weitere Abstieg unterhalb der Steinbergplatte zur Blaueishütte führt an den Resten des Blaueisgletscher vorbei über sehr entspannte und ausgetretene Wege zur Hütte, die sich aber ob des sich doch etwas hinziehende Abstiegs bereits fest im Griff der Schatten befand. So gab es dort zwar eine Pause sowie energiehaltige flüssige und halbflüssige Nahrung für alle, doch dann ging es den langen Abstieg über die Schotterautobahn hinunter. Die jüngeren Tourteilnehmer machten "die Gemse" und rannten den Berg knieschonend hinunter, während drei Nachzügler mit weniger Schonung für die Knie hinterhertapsten.


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Auf der Rückfahrt machten wir schon rein traditionell eine Essenspause, um den sich vor uns aufbauenden Staus auf den Autobahnen zu entgehen13. Wir wählten (auch wenn einige Teilnehmer lieber "amerikanisch" Essen gegangen wären) das vor uns auftauchende Gasthaus Café Bavaria. Ich dachte mir noch, dass wir nicht das erste plakative Haus an der Bundesstraße wählen sollten, doch es war schon zu spät. Mein Schweinebraten war weder gut noch lecker (also gar nicht) und der Salat meiner Tischnachbarin wurde mit "naja" schonend umschrieben. Zumindest haben die Kinder nicht über die Schnitzel mit Pommes gemosert und auch die (was immer mal passieren kann) vergessenen Kässpatzen waren im Endeffekt lecker. Kurz nach dem Losfahren war auf einmal eine, ein - auf den Felgen und Funken sprühend - fahrendes Fahrzeug lenkende, Person in wohl doch eher etwas schwer betrunkenem Zustand, die nur Sekunden nach dem Auftauchen - nach mehrmaligem beinahe hinten auffahren - spontan nach rechts wegschlingerte und in der dunklen Prärie einer Seitenstraße langsam verschwand. Das waren noch einmal Schrecksekunden für Fahrer und die hinten sitzenden Insassen. Die Heimfahrt über die Bundesstraße 20 - die A8 war bei Bad Ailbling mit 8km Stau und bei Holzkirchen mit 10km Stau vorgemeldet - zog sich ansonsten mehr oder weniger kurvig dahin und so waren am Ende alle müde, erschöpft aber voller schöner Eindrücke wieder da. Eine sehr schöne Tour15!

Hier geht's zu ein paar Bildern...!


1)   Ich hab in der Alten Linde (da war ich mal ganz einfach und inkognito als Tourist) versucht, ein Bier zu trinken und es gelang mir schlussendlich sogar innerhalb von zwei Stunden, genau *zwei* Bier zu ergattern! Bei der Gelegenheit war es mir eben *nicht* möglich, die zahlreich dort angespülten angerosteten Eisernen unter den Tisch zu trinken, was sich am nächsten Tag eben gerächt hat. Naja, es ist ja zum Glück nur Fußball...
2)   jaja, ganz anders als noch vor ein paar Jahren, als ich Im Zeichen der Zirbe unterwegs war!
3)   allerdings *ohne* Seil.. hätte auch ein Fehler sein können, wie sich erst viel später hätte herausstellen können :)
4)   oder auch 0400 Zulu .. für jeden so, wie er Zeitangaben halt mag oder versteht!
5)   Unser Auto heißt halt so!
6)   Nein, diese zehn Minuten haben nichts mit jenen berühmten zehn Minuten des Edmund Stoibers zu tun. Sie resultieren einfach daraus, dass alle im Auto die ganze Strecke pennen! Naja, *fast* alle!
7)   ätsch!
8)   Für diejenigen, die hier grad die Augenbrauen hochgezogen haben, sei der Blick in den Duden angeraten :)
9)   Es gibt nur *einen* Nachbarn .. und von *dem* war das Garmin (Danke!)
10)   Das macht das Garmin gerne mal, wenn es der Meinung ist, dass sich der Träger von ihm vornavigiertem Weg zu weit entfernt.
11)   Das war mal ein Spruch zu einem grinsenden Chinesen auf einem Bild an der Wand eines meiner früheren Arbeitsplätze: "Albeite flöhlich ohne Mullen und Knullen und immel dalan denken: Albeit macht Fleude und blingt Loggenblötchen auf den Tisch."... Hier noch ein Link für noch mehr Glück in der Arbeit!
12)   Das war definitiv kein witterungsbedingter Schraubenbruch, sondern die Schrauben wurden mit purem Vorsatz rausgeschraubt!
13)   Lieber Autofahrer. Sie "stehen" nicht im Stau, sie "sind" der Stau!
14)   Diese Fußnote gibt es gar nicht. Sieht man mal wieder, wie genau ihr aufgepasst habt!
15)   So, das war die letzte Fußnote!


PS:   Man glaubt es kaum, aber da der Wunsch nach einem Murmeltier da war, haben wir uns auf die Lauer gelegt und das Ergebnis ist "faszinierend"!