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Die ganze Diskussion um "Fahren wir nun?", "Wohin fahren wir nun?", "Von wo fahren wir nun?", "Wo entlang fahren wir nun?" und so weiter ging ziemlich an mir vorbei, weil ich damit beschäftigt war, die Wellen auf der mich ständig begleitenden Claire Grube nicht über meine darauf treibenden Unterlippe schwappen zu lassen. Zum Glück übernahm der YoShi in einer spontanen Aktion die Koordination mit beherztem Schwung und sendete verschiedene koreanische und aufrüttelnde Mails an die Liste. Sowohl 's φ (mit der Supermarion) als auch der Yo (mit mir) verstanden es, den inneren Wärmegrad durch eine dezente Zuführung von C2H5OH haltigen Getränken so weit zum Aufglühen zu bringen, dass die innere Ablehnung aufgrund der Wettersituation plötzlich nicht mehr plausibel erschien. Es klappte am Morgen dann gerade noch so, dass wir nicht - wie noch am Abend unter Gelächter angedeutet, doch nicht beschlossen - in kurzen Hosen am Treffpunkt erschienen.
Dort standen schon acht grinsende Helden und der Yo verstand es, in einem "Lance Armstrong" ähnlichen, verzweifelten Endspurt die entscheidende Reifenbreite zwischen ihm und mir aufzubauen, die letztendlich darüber entschied, dass ich nun diese Buchstaben auf das elektronische Papier würfeln darf. Mennu .. Soll ich also weiter schweigen? Soll ich mich der Pflicht des Rechts verweigern? Der Troll Detritus sagte mal "Es ist freiwillig, aber ich müsst!" .. dieses ewige Gehacke und Gemecker um das Recht, die Pflicht, die Ehre und all den anderen Kram .. es gibt eine Satzung und da steht das drin und warum war ich eigentlich der Letzte dort an der Brücke? Wo war ich stehengeblieben? Ach ja .. Schreiben! *Seufz*
Socke sah mit seiner auf die Nase geschobenen Brille unter seinem grauen Helm, der schon mit seinem Großvater vor gefühlten 1000 Jahren unterwegs gewesen zu sein schien, nicht mehr so ganz jung aus und passte sich damit hervorragend in die Phalanx der anderen - alles Andere als hübsch - gekleideten Radler ein. Aber da schreibt der Richtige! Wer im Schlachthaus sitzt, soll nicht mit Schweinen werfen! Alle Anderen hatten also erkennbar ebenfalls ihre Winterkleiderkammer geplündert und so bewegte sich ein buntschwarz gewandeter Neoprenhaufen wie die Patchwork-Ausstellung einer Outdoor-Messe frohgemut in die schon per Mail abgestimmte Richtung der JAF2012. Eieiei .. der Schnee vom Vortag war dank der nächtlichen Temperaturen von +26.6°F1 noch lange nicht weggetaut und der Boden schon gar nicht abgetrocknet. Das ganze Himmelfahrtskommando schien sich in Richtung Schlammschlacht mit deutlichen Frostelementen anzudeuten, doch die Sonne spitzte schon ab und zu verschämt durch die Hochnebelwolken. Gegen die schlimmsten Kältephasen gab es bereits am Start einen kleinen Jägermeister, den 's Muli dankend ablehnte und damit die erstaunten Blicke aller Anderen auf sich zog. Wurde er heimlich ausgewechselt? Ist es nur ein Klon? Haben wir was falsch gemacht? Aber nein, weit gefehlt: er wollte lieber seinen selbst mitgebrachten Obstler verschnackseln.
Die ersten technischen Herausforderungen stellten sich an der Kleinprüfeninger Eisenbahnbrücke ein, wo wir (durch die Schlammstrecke vom Dultplatz zu eben jener Brücke bereits gut verschlammt) die glatten Planken der Brücke technisch beeindruckend zu meistern wussten, was bei späteren Brücken noch durch akrobatische Einlagen einzelner Fahrer deutliches Verbesserungspotential aufzeigte. Muli versemmelte gleich mal den Anstieg gleich nach dem Einstieg zum Rieglinger Trimm-Dich und übersah die unter Laub hinterhältig versammelte, glittschige Kalkfelsenvereinigung, die ihn mit beherzter Sturheit nach links aus der Bahn zu werfen wusste, was Purzel zu ungeahnten Höhenflügen motivierte und gnadenlos an dem mit staunenden Augen am Rande stehenden Monsterradler vorbeiziehen ließ. Die Durchfahrt des Schlammlochs kurz nach der Autobahnbrücke in Richtung Eilsbrunn ließ Lackies Hinterrad bis weit über die Nabe im Dreck versinken und auch ich spürte die Strömung des Eiswasserstrudels beim schwimmenden Gleiten durch den Matsch an meinen - bis dahin noch trockenen - Füßen. Was hinter Lacky und mir dann an dieser Stelle abging, kann ich nicht beschreiben, da mir die visuellen Eindrücke aufgrund der Notwendigkeit der Konzentration auf den vor mir liegenden, von Wurzeln durchsetzten Schlamm fehlten, habe wohl aber Geräusche wie "Ach Du Scheiße!", "Aus dem Weg!", "Nein, nicht stehen bleiben!" und "*umpf* *schmatz*!" (was auch immer *umpf* *schmatz*! in diesem Zusammenhang bedeutet) im Ohr gehabt.
Auf dem weiteren Weg nahm die Begeisterung über das Wetter, die Temperatur, das Licht, die Blätter, den Schnee und die langsam einsetzende Auskühlung der Finger und Zehen nicht ab, sondern stetig zu (Die Sache mit dem Zunehmen .. das kenne ich zur Genüge). Die Bemerkung "..technisch nicht sehr anspruchsvoll, aber wirklich schön!" bezog einer der Teilnehmer sofort auf sich und seine erotischen Seiten, die hier nicht weiter zur Sache beitragen und den Ritzelschoner sonst noch unsere sonst sehr wohlgesitten und eher philosophischen (viel-o-suffischen?) Diskussionen vergessen lassen könnten .. hey Moment mal, wo war der Ritzelschoner eigentlich bei der Tour?
Kurze Zeit später - der Katzenpfoten/Bärentatzen Trail lag schon hinter uns - bogen wir an einer Stelle in einen weiteren Trail ein, der schon bei trockenem Wetter nur mit viel "flow" zu meistern ist. An dieser Stelle legte ich mich erst mal genüsslich in den Schlamm - sehr zur Freude der Nachfahren :) Es sollte nicht der letzte Schlammbesuch sein! Sowohl die Marion als auch ich haben festgestellt, dass wir bei dieser Ausfahrt mal beide ausnahmsweise ein offenes Ende für die Tour haben, da mein LAB bis zum nächsten Montag unterwegs ist und sein LAB eben gerade nicht! Ähm .. wie jetzt? Kurze Zeit später erfasste ich - meine leicht angespannten Beine bei einer kurzen Pause im Kreise laufend zu entspannen - ein paar Stichpunkte für die Tour in meinem mobilen Tragfernsprecher, was alle Anwesenden mit "Ach schau mal - Schiller beim Dichten!" kommentierten. Dass gleich ein paar Reimvorschläge kamen, die in Richtung "Zackig, zackig, mach Dich nackig!" kamen, würde nicht nur den Ritzelschoner, sondern auch den so zurückhaltenden Nachbarn nur zu einem müden Lächeln anregen .. hey Moment mal! Wo war eigentlich der Nachbar bei der Tour?
Beim Goss in Deuerling gibt's auch im Oktober noch ein Märzen! Irgendwo hier kam Supermarion der Schatten eines Zweifels ins noch nicht ganz aufgeklärte Resthirn, ob denn die ausdiskutierte Tourbeschreibung vielleicht doch kein Witz gewesen sein könnte und der sowohl klägliche als auch verzweifelte Versuch, die Tour hier zu einem vorzeitigen Ende zu bringen, scheiterte an seiner eigenen Entschlossenheit. Ob der zum Glück ungefährliche, akrobatisch spektakuläre, doch auch ungeschickte und größtenteils harmlose Brückenausrutscher vom Jo in direktem Zusammenhang mit dem Märzen oder dem Jägermeister oder dem Obstler oder gar einem der Kneitiger Bockbiere oder sogar einem der Ballentines des Vorabends zuordenbar war, konnte keiner feststellen, da wir zu sehr mit Lachen beschäftigt waren, was aber dann auch zur Folge hatte, dass die zwei Radler, die der plötzlich enorm beschleunigenden Socke kaum mehr Folge zu leisten in der Lage waren, in dem darauf folgenden Steilstück die rettende Kuppe nicht (so wie Socke es tat) überschreiten konnten und den sausteilen Hang lachend durch den Matsch zurückpurzelten, was ja normalerweise nur dem Purzel gegeben ist. Jedenfalls erklommen Grishu und ich dann doch noch den Hang in einem zweiten Anlauf unter direkter Zuhilfenahme der Füße, während alle anderen nur kopfschüttelnd den Serpentinenaufstieg der Diretissima vorzogen. Irgendwo dort kickte auch 's φ den an einem weiteren steilen Berg schiebenden Yo bei der lockeren Vorbeifahrt mit einem kurzen Kick mit der Hüfte in den Schlamm.
Dass es in Beilnstein beim Gasthof Plank ein Planksches Weißbier wieder im Freien gab, soll weiter den kulinarischen Anspruch der Jahresabschlussfahrt 2012 (für die Wissenden kurz JAF2012) in den Vordergrund drängen. Irgendwo im weiteren Wegesverlauf schmiss es den Purzel an einer völlig ungefährlichen, aber dafür höllisch schlammigen Stelle in den Dreck, doch er stand gleich wieder auf und gab erkennbare Laute der Entwarnung für alle ab, so dass weitere Fragen nach seinem Gesundheitszustand und anderen sehr persönlichen Dingen unterblieben ("Stelle keine Fragen, auf die Du die Antwort gar nicht hören willst!"). Im weiteren Verlauf kamen wir am Freibad Beratzhausen vorbei und verließen das liebliche Labertal mit steigungsbedingt eingeschränkten Laabern. Irgendwo auf dem weiteren Weg nach Wischenhausen begann dann der Purzel die Aufstiegshilfe "Lacky" in Anspruch zu nehmen. Als wir bei Mulis Häuschen einflogen, wo uns 's MuliLAB schon mit einem gut und lecker gefüllten Kuchenblech und fröhlichem Lachen empfing (na klar, sie durfte ja auch die ganze Zeit am heißen Herd stehen!) empfing, waren meine patschnassen Füße inzwischen so kalt, dass mir sogar mein Kiefer fast eingerostet erschien (das kommt seltsamerweise relativ selten vor). Der begeisterte Ausruf der Supermarion nach dem ersten Stück Kuchen "Ich kann wieder sehen!!" gibt die Art des schlagartigen Verdampfens des Kuchens bei allen gut wieder. Leider stieg hier der Akku meines Mobilteil aus, so dass ich die Szene, wo Krümel mit versonnenem Blick mit seinen panzerartigen Winter-Radhandschuhen die Reste des Kuchens auf dem Backpapier zusammenschob und sich "Das ist das Beste" murmelnd die Haufen in den Mund schob, leider nicht für die Ewigkeit festhalten konnte. Wir müssen mal mit KrümelLAB ein ernstes Wort sprechen, dass man einen Krümel nicht so kurz halten darf, dass er die Reste des Kuchens vom Backblech schaben muss - der arme Kerl! Kein Wunder, dass er als Erfinder der Kekse gilt! Hier ist wohl auch die Ursache seiner permanenten Unterernährung zu suchen! Dass der bereitgestellte Glühwein die eiskalten Zehen der eiskalten Zehn glücklicherweise zu erwärmen wusste, ersparte MuliLAB das Warmkuscheln von 20 frostigen Männerfüßen, was ihr wahrscheinlich irgendwie doch sehr entgegenkam.
Der Weg nach Diestelhausen zum Campingplatz mit seiner - normalerweise lecker Essen bereitstellenden - Wirtschaft flog einfach so dahin und die letzten Körner purzelten aus den Reservoiren des Purzel. Das Schild "Betriebsurlaub" nahm er deswegen nur im Delirium war und glaubte es einfach nicht, dass wir keine Plätze bestellt hatten. Ja Purzel, wie sollten wir denn Plätze bestellen, wenn die "Betriebsurlaub" haben? Mann, Mann, Mann - Mitdenken! Sein Gesicht fiel jedenfalls wie ein Kartenhaus in sich zusammen und nur die vereinigten Kräfte von Lacky und mir verschafften ihm die Möglichkeit, den Wirt in Etterzhausen noch zu erreichen und nach einem durch die Nase eingeatmeten Spezi konnte er sogar wieder lächeln. Es galt auch dieses Jahr wieder "'d Anten san aus!" und so verdampften wir einfach eine mittlere Schweinefamilie an lecker Bier. Auf der Heimfahrt gab es nochmal eine Beschleunigungshilfe für den Purzel und die Marion purzelte mal nicht über die Leitplanke. In Mariaort verweigerten alle kollektiv die Fahrt über die Mariaorter Eisenbahnbrücke und erst kurz vor dem Dultplatz verstreuten sich alle Teilnehmer in die jeweiligen Badewannen der häuslichen Umgebungen. Das Purzel schlimmer verletzt war, als er unter der Tour angab, habe ich erst am Abend aus seiner Mail gesehen .. aber hat ja auch wirklich nix gesagt: Ick sach nur Männer! Meine patschnassen Schuhe waren auch am Morgen danach noch nicht trocken, obwohl die am warmen Kachelofen angelehnt die ganze Nacht ausreichend Zeit gehabt hätten.
Fazit: anstrengend, sportlich, superschön und nur an Fingern und Füßen (je nach Ausrüstung) kalt .. bei mir waren definitiv (bis zum Glühwein von MuliLAB) die Füße zu kalt, aber ab dort ging es wieder :) Ich hätte besser Vorsorge dafür tragen müssen, dass kein Wasser von oben in die Füßlinge laufen kann, aber das ist eben nur Material :) Die Badewannen und Waschmaschinen der Region hatten an diesem Abend wahrscheinlich Hochbetrieb!
Das Höhenprofil "'s φ" (nach Zeit)
Das Höhenprofil "'s φ" (nach Entfernung)
Fahrstrecke | 78,3 km |
gesamte Höhe | 755 Hm |
Gesamtzeit | 7 h 53m |
Fahrzeit | 4 h 37m |
Schnittgeschwindigkeit | 17,0 km/h |
maximale Geschwindigkeit | 48 km/h |
maximale Steigung | 23 % |
maximales Gefälle | 29 % |
maximale Temperatur | 26°C |
minimale Temperatur | 0°C |
SuShi
1) Wer's genau oder in einer der altmodischen Einheiten (wie Celsius oder so) haben will, dem sei "Fahrenheit in Celsius = ( TFahrenheit - 32 ) × 5 / 9" als Hilfestellung ans Herz gelegt.. wie? Ihr steht doch sonst alle auf amerikanische Dinge und Begriffe und nun auf einmal ... ! *rummaul*