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Bericht zur Tour "`keine Gnade` vom 08.07.2007 mit dem Jo Shi, Su Shi (zu Gast bei Björn, Chris und Steffen)"

Was ist schon Gnade? Wenn die Sonntags-Bergfahrer 2 Gäste der Bergradfahrer am frühen Sonntag morgen unter ihre Fittiche nehmen? Wenn die Sonne sich schon zum Zeitpunkt des Aufstehens gähnend hinter einem Schleier aus ebensolchen Wolken versteckt? Wenn der letzter Grappa des frühen Morgens noch einen morgendlichen Waldlauf durch die Adern macht?

Nicht nur die Zeit für den Start war mit Sonntag 09:30 sportlich angehaucht, auch die technische Ausstattung der sich am Amsel-Wendehammer versammelten illustren Fahrgemeinschaft lag in diesem Rahmen. Meine frisch aufgeschraubten HS33 freuten sich genauso, die flüchtig speichenjustierten Felgen zwischen ihre Backen zu nehmen, wie mein Hintern den harten Sattel unter die Namensgleichen. Zu diesem Zeitpunkt wussten meine abgefahrenen Reifen auf den angesprochenen Felgen noch nicht, was es für abgefahrene Typen auf den angesprochenen Sätteln gibt.

Die kurze und schmerzlose Anfahrt war bis Regendorf klar. Gnadenlos wurde der Asphalt abgefahren. Die erste Variante ergab sich schon kurz hinter der Regenbrücke, wo wir einen anderen, reizvolleren Weg zum Einstieg in Richtung Amselsteig nahmen. Hier erwies es sich von Vorteil, die Strecke nicht zu kennen, denn schon nach wenigen Metern lag fast unsichtbar in einer Senke eine Wurzel-Auswaschungs-Kombination, die Dank des hohen Tempos und der perfekten Federung der Fullies schneller vorbei, als die Instabilitäten des Rades dar waren.

Da der Amselsteig nach Aussage des Steffen zu schlammig war, nahmen wir eine weniger reizvolle, aber genauso anstiegslastige Auffahrt in den Angriff. Ab hier wusste ich nur noch sporadisch, welche Wege wir kreuzten, denn es ging im wadenaufbauenden Rennen Auf und Ab und gelegentlich kam ein "ach hier sind wir" über des Yo und der Su Shi's Lippen. Ach ja, "Ab": meine Hochachtung vor den technisch erheblich weiterentwickelten Fahrkünsten der verrückten Hinterradfahrer Björn, Chris und Steffen! Wenn man weiss, was einen erwartet, dann mag das ja noch angehen, aber vor meinem Auge erschienen spontan und gelegentlich Visionen von abgerissenen Bändern in der Schulter ("erst Hirn- dann Bänderriss"), einem Tropf und dem Piepen der Herz-Überwachung kombiniert mit unbarmherzigen grinsenden Schwestern bei den gleichnamigen Brüdern.

Es kostete mich zumindest das Heben einer Augenbraue, als der Steffen bei der trailartigen Querung eines steilen Hanges (steiler gehen bei uns die Berge nicht, da sonst die Erdschicht abrutscht) mit einem "*Jauchz*" eine 90° Wende machte und sich den Hang hinunterwarf. Ich war (*schäm*) der Einzige, der hier nach einem Drittel die Segel strich, denn wenn ich merke, dass ich die Geschwindigkeit nicht rausnehmen kann und vor mir absolut unbekannte Schwierigkeiten stecken, stecke ich in Schwierigkeiten und nehme mich aus dem Rad raus. Das Bergabtragen war dann möglicherweise gefährlicher, als das Befahren, aber das weiss man meist erst hinterher. Im weiteren auf und Ab (da war doch noch so ein Ding!) kamen wir dann irgendwann zum Gambach (Johann Sebastian Bach!) oberhalb von Haunzenstein und befuhren ein kurzes Stück Trail, was ich nun gar nicht kannte. Ab Haunzenstein dachte ich, dass mich nichts mehr überraschen könnte und erst die Bemerkung vom Steffen "es gibt noch 2 Hochlichter" machte mich zumindest neugierig.

Wir verliessen die Bullenwiese im Gambachtal (der Bulle lag unter den Bäumen und wedelte mit seinem Schwanz) aus dem weiter östlich liegenden Tor und radelten die Wiese hinauf. Es wunderte mich ein wenig, da ich doch den weiteren, stacheldrahtbewehrten Weg durchs Tal so mag. Meine Bemerkung in diese Richtung wurde mit einem angsteinflößenden Grinsen beantwortet und mir begann, nichts Gutes zu schwanen. Die Sache wendete sich zum Guten, so wie die 5 (?) Spitzkehren auf dem Weg am Hang zum Gambach zurück. Ich schaffte 2 davon und kniff bei dem Rest, der Yo Shi war da besser drauf und die Anderen sowieso.

Unten im Tal ging die Fart weiter und für die Helden war Absteigen im Tal ein Tabu. Ein Kettenabsprung mitten unter Volllast beim Eintreten, um eine wurzelbewehrte Steilstelle überwinden zu können verschaffte mir ein sattes Zusammentreffen meines Knies mit meiner Schaltung, was mich für ein 30 Sekunden zum Stoppen veranlasste. Von Fussenberg aus gab es keine Unklarheiten mehr. Das zweite angedrohte Hochlicht entpuppte sich als der Gambach-Biergarten bei der Monika, bei dem durch Yo und Su Shi nicht das erste Bier (aber hier in Form eines und durch Radlers) des Tages verhaftet wurde, während der Chris weiter frei rumfahren durfte. Dieser Tatsache ist auch geschuldet, dass es einen Bericht gibt, denn nach der Satzung ist es eine Bergradfahrt, wenn mindestens 2 Bergradfahrer dabei sind und die Sache mit einem Biergarten abgeschlossen wird. Ich musste den machen, da ich der letzte Bergradfahrer war, der am Treffpunkt eintraf ;)

Die Höllaäcker waren nach 2,5 Stunden, 37km und 450 HM erreicht. Eine Karte kann ich erst bereitstellen, wenn jemand in der Lage war, die mit Sicherheit nicht eingezeichneten Kamikazewege darauf zu identifizieren und das haben der Yo Shi und ich trotz einigermaßen vorhandener Ortskenntnis nicht hingebracht.

Am Ziel lief mir doch tatsächlich ein Schweisströpfchen über die Stirn, die ich der Tour geboten hatte, die Bremsbacken pusteten den frischen Abrieb von den Felgen, meine alten Mäntel wimmerten vor sich hin, mein Knie war geschwollen und begann, sich leicht zu verfärben und eigentlich steht im Raum, dass wir nächsten Sonntag wieder so eine absolut geile Tour mitfahren, denn was ist schon Gnade?

Su Shi

PS: Viele Grüße an die Sonntagsfahrer!