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Der Sonntag ist in Bayern eigentlich nicht für solche Dinge wie Arbeit oder Stress vorgesehen. Dennoch ergab es sich, dass der Nachbar nach dem obligatorischen Frühstück in einer zentralen Halle für sakrale Handlungen unter Einbeziehung eines verantwortlichen Sprechers des obersten Vorsitzenden am frühen Sonntagmorgen seine bereits am Freitagabend erklärte Bereitschaft erneut zu bekräftigen wusste, nach der wir uns am Sonntagnachmittag in die Büsche schlagen könnten und wollten. Der Vater des nach einem großen niederländischen Elektrokonzerns benannten Jungens aus der unmittelbaren Nachbarschaft, der sich bis zum Freitagabend ebenfalls in dem Wonnetaumel einer familienungebundenen Aktion befand, musste extra einen unerwarteten Besuch organisieren, der damit die nicht stattfindende Teilnahme zumindest innerfamiliär problemlos rechtfertigen lassen konnte.
Der Sohn (jedenfalls der einzige Offizielle davon) des großen Yo Shi stellte der avisierten Nachwuchsfahrerin Lenny sein optisch und technisch schon etwas in die Jahre gekommenes Bergrad zum Zweck der Ertüchtigung und des Bergebezwingens zur Verfügung. Das Rad, ausgerüstet mit schlichten V-Brakes mit falschrum montierten Bremsbacken, einer gewagt eingestellten Gripschaltung und gnadenlos auf Strassentauglichkeit getrimmter Vollausstattung, leistete unter den Beinen der Nachwuchsfahrerin erstaunliche Dinge. Es zeigte sich hier wieder einmal, das Material nicht alles ist.
Beim Anstieg auf die Winzerer Kliffs verbiss sich eine wütende Brennessel in der Schaltgruppe des Nachbarn und war nur durch aktive Entwicklungshilfe und einen Ablasshandel zum Ablassen zu bewegen. Der Watzlik stellte einige Ruhesekunden bereit, die seit der Momente der Namensgebung für den Forest jump genauso obligatorisch geworden sind, wie der morgendliche Besuch des Nachbarns in der besagten Halle. Im Baumtunnel dachte ich schon an eine gelegentliche Schiebeaktion, weil ich der Nachwuchsfahrerin ein vollständiges Befahren bis hinunter nach Aichahof nicht zutraute, aber ich wurde eines erheblich Besseren belehrt. Technisch dicht an der Perfektion liegend, umschiffte Lenny alle Wurzelbisse und Spülgänge mit akurater Bravour. So was hat sie am Amselsteig ja schon mal unter Beweis gestellt. Die gelegentlichen Brennessel wurden einfach mit den blanken Unterschenkeln niedergemetzelt.
Am Testanstieg zum Adlersberg brachen wir zuerst durch seitlich heranschleichende Brennesseln (die hinterher ein wenig niedergeschlagen schauten) und dann schaffte es der Nachbar bis fast nach oben. Das jüngste Tourmitglied schaffte es (man beachte die leicht widrigen Fahrbedingungen) bis über die Hälfte des bösen Hanges -> alle Achtung! Der Blick auf die Uhr brachte alle Ideen zur Ausweitung der Tour zu Fall und der darauf hin getroffene Entschluss führte uns auf dem roten Weg in Richtung Pielenhofen, wobei wir den Abzweig zum Rotwildgehege zum Zwecke des schnellen Heimfahrens ziemlich zackig erreichten, weil die freundliche Frauenstimme im mobilen Tragfernsprecher des Nachbarn ihre Position zum Thema "Joggen" und "wer passt dann auf unseren jüngsten Nachwuchs auf?" nahezug perfekt mit Nachdruck zu unterstreichen wusste.
Schleunigst brachen wir dann über Pettendorf und das das gemeine Wäldchen zum Ekelanstieg nach Tremmelhausen auf, der dann an der steilsten Schlüsselstelle wie schon so oft bei anderen Touren und Mitfahrern zwei der Mitfahrer zum Absteigen zwang. Es gab beim weiteren Anstieg keinerlei Gezeter oder Pausen. Die letzten Meter in der Hochebene waren noch einmal mit frisch aufgeblühten Brennesselgestecken geschmückt und der Rest der Tour (am Biergarten vorbei, der uns magisch wie ein schwarzes Loch anzog) verlief in zügiger Bergabraserei.
Fazit: 25km und 510 HM in relativ kurzer Zeit (ein bischen mehr als 2 Stunden, ich hab die Zeit nicht mehr;)
Grusel Susel