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Eigentlich bin ich ja ein Mensch, der sich seit Schulzeiten mit Sagen nicht gerne auseinandersetzt, aber es wäre gut gewesen, wenn ich den Verkehrs- und Wettervorher-Sagen mehr Beachtung geschenkt hätte. Das Ganze ging ja schon mal damit los, dass ich für den morgigen Tag der abgeschlossenen 15 Jahren Ehe mit ein und derselben Frau (Mörder werden nach so einer Zeit begnadigt) noch einen Strauss bunter Sommerblumen ins Fahrzeug laden wollte, was mich zwar dazu brachte, mit reichlich Vorlauf in die Heimfahrt zu gehen, was aber wiederum nicht reichlich genug für die interessanten Studien der Flora, Fauna und Automobiltechnik aller Länder auf der Autobahn in Richtung Kreuz Regensburg war. Nach panischen Ausweichmanövern über andere Donaubrücken (von denen es in Regensburg leider nicht so viele gibt) kam ich 20 Minuten nach der vereinbarten Zeit nicht am vereinbarten Ort an und verkorkste den Anderen schon mal den Start, indem diese mich bei mir zu Hause abholten (was fuer ein Luxus, ich denke über eine feste Einrichtung dieser Art nach, wollte ich nur sagen).
Toni schoss wie gewohnt forsch voraus und schleppte uns über den ersten Singletrail des Tages (nur wenige Meter von mir zu Hause weg), die Friedenswege (mitten durch den niegel-nagel-neuen Albertus-Magnus-Apothekergarten mit Kräuterbeeten nach Art der Hilde von Bingen) und die R5 von Kareth nach Oppersdorf, wo der verrückte Lance den sagenhaften Graben im Sattel bezwang. Nach einem Feld- und Bergschlenker wurde die fast beachtungslos vorbeihuschende Treppe zum Oppersdorfer Dorfplatz rege zum Treppenhoch- und runterfahren sowie zum Muskelfaserreißen (gilt nur für Toni, der dafür kurz zuvor die sagenumwobene Treppe von der Marienhöhe zur Eisenbahn hinab mit dem Rad bezwang - sagt man) verwendet.
Wir alle genossen noch Tonis schmerzverzerrtes Gesicht, als wir über Pielmühle, sowie Brücke und Bach das Gebiet des IVV heimsuchten und beschlossen dann seine ehrenhafte Entlassung, als zum endlichen Glück dem Toni die Erlösung in Form eines plattgefahrenen Hinterreifen erschien. Er wollte zwar, dass wir ihn dort hätten alleine sterben lassen sollen, aber das wollten wir uns nicht nachsagen lassen und so kam sogar mein fast umsonst eingepackter Mantelheber zum stolzstrotzen Einsatz. Viele blöde Kommentare verschlangen dabei so viel Zeit, dass wir am Ende zwar einen einsatzbereiten Toni, aber noch zwei aufzupumpende Federgabeln zu verarzten hatten.
Auf dem Talweg hinter der Autobahnunterführung nach Regendorf hinunter warf sich der Lance todesmutig in den Graben und nur die Handschuhe verhinderten hier boese Löcher in den Händen, während der Toni weiter unten in einer ähnlichen Situation weniger Glück hatte und wild fluchend mit einem erneut aufgefrischten Schmerzausdruck am Trail entlanghumpelte. Irgendwie waren die Grünpflanzen am Toni dran und der Wurm drin. Er brummelte ein forsches "ich geh heim" und sagte "Tschau", während die anderen sogleich den unglaublichen Stieg auf der anderen Seite mit einer Absteigestelle bezwangen. Es hatten alle den Ehrgeiz, sich hier nicht zum Schieben bringen zu lassen und was soll man sagen: alle schafften den Aufstieg auf's Rad und den Höhenzug mit Bravour! Hier ruft der Berg nach einem neuen Meister des Durchfahrens unter Zeugen, nachdem der Adlersberg ja nun seiner Macht entzaubert erscheint.
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Auf dem Weg nach Regendorf hinunter kam es zum kurzen Wortaustausch mit einem eingeborenen Jüngling, der uns nach der Frage nach dem schönsten Trail den Weg hinunter auf der Straße entlang wies. Allerdings erbrachte seine Aussage "da geht noch ein Weg durchs Gehölz, aber den kann man mit Fahrrädern nicht..." die schnelle Antwort "genau den nehmen wir!" mit leuchtenden Augen und prompt verpassten wir den Einstieg und rollten dann doch wie eine Kaffeefahrt die Straße hinunter. Toni nahm den direkten Weg nach Hause (ich weiss inzwischen, dass er dort auch angekommen ist), während sich die anderen durch den Eisenbahntunnel zwängten. Der Lance versuchte, den Tunnel in der Fahrt zu bezwingen und handelte sich dabei sage und schreibe mehrere Schürfwunden an den Bar-Ends, der Helmdecke und anderen externen Körperteilen ein. Niemand, der so ein tolles Bike wie der Lance hat, kann verstehen, was das Rad für Schmerzen erlitten haben mußte!
In lockeres Gespräch vertieft, verpassten wir den Stiftweg (sogar der Lance weiss nun, warum die Straße so heißt) und bogen die Straße in Richtung Abbachhof ein, wo wir sagenhaft zauberten und zum größten Erstaunen des Gü den Einstieg auf den Höhenweg nach links über den elektrischen Krötensperrzaun hinweg fanden. Da sich am Horizont die Regenwolken langsam auf den Weg machten, um uns Ihre nasse Fracht vor die Stollen zu werfen, beschleunigten wir nicht über den Wurzelweg nach unten, sondern über den Schotterweg zum Hesperidengarten. Irgendwo kurz vor Regensburg hatten die Regenwolken die Rumeierei satt und erbrachen ihre Fracht über uns. Während der Gü sich mit seinem Regenponcho schick machte und die Anderen sich dem unangenehmen Erguss durch Beschleunigung entzogen, stand ich unter einer Linde im Halbtrockenen. Als Gü fertig war (es fehlten nur noch Taucherbrille und Schnorchel ;) hatte es dann eigentlich auch schon wieder aufgehört zu regnen und das Wasser kam mehr von unten denn von oben.
Im Auerbräu gab's Maß'n für die Männer und eine Radlerhalbe für den Bubi .. Hey Moment mal, das war ja ich!! Ich nahm das abgebräunte Brüstl zu mir, was bei der Kontrolle zum Zahltermin dann nachweisbar und deutlich sichtbar doch nicht der studentischen Bedienung entliehen war. Nach vielen blöden Sprüchen der Art "Sex ist nicht so schlimm, Du kannst dabei ja auch an was Schönes denken..." beendeten wir das wunderbare Drama und begaben uns zur Einleitung des sagenumwobenen Vatertags auf teilweise getrennten Wegen.
Su Shi Gnadenlos