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Nach einer gut durchschlafenen Nacht wachten wir beide unvermittelt in unserem Quartier in Antholz auf - wir hören die Glocken nicht so oft läuten! Ein Blick aus dem Fenster zeigt wenig Regen und keinen richtigen Blick nach oben, denn die Wolken, aus denen die hämisch kichernden Regentropfen auf uns fallen, kuscheln sich an die Berge, so wie ich das lieber grad mit meiner Decke machen würde. Aber nix da - der Lokführer kennt keine Gnade und wir fahren zum Einstieg unterhalb der Rieserfernerhütte. Die Wolken reißen auf und geben den Blick auf die schneebedeckten Berge frei. Ich sag nur "August"! Na logisch! Wir haben zwar alles dabei, was dem Schnee dort oben das Fürchten lehren sollte, aber eigentlich war das ja nur so eine Art Spaß - so wie man einen Regenschirm mitnimmt, damit es nicht regnet!
Die sich vor uns aufbauende Wand lässt eigentlich keinen Weg durch die grauen, steilen Felsen erkennen, aber das kennen wir ja schon. Wo kein Wille ist, ist auch der Weg weg - doch wir sind wild gewillt, den Weg zu finden. Das ist ja nicht soo schwer, denn die Markierung lässt sicherlich keine Alternativen zu. Dem Auto einen letzten Gruß zuwinkend begannen wir, die fast 1,5 Kilometer nach oben zu steigen. Die erste Rast in einer kleinen Hütte im Wald und hoch über dem Tal markiert die erste bewirtschaftete Pause und wird auch die letzte des Tages sein. Wer will schon weiter hoch? Na wir!
Der an sich technisch unspektakuläre Weg bietet sehr schöne Blicke in den Süden .. dorthin, wo es warm ist .. und wir ziehen uns zumindest die erste Schicht über, damit wir die Anderen heute Nacht im Lager nicht mit unserem Stereo-Niesen belästigen werden. Spontan wird es - kurz bevor wir die Kante vor der Rieserfernerhütte erreichen - auf einmal erstaunlich weiß um uns herum und der zugefrorene und -geschneite kleine See vor der Hütte erzeugt in mehrerer Hinsicht ein leichtes Kribbeln auf der Haut. Die letzten paar hundert Meter bis zum freigeschaufelten Hütteneingang legen wir mit angelegten Gamaschen im Stampfschritt zurück, denn wer sollte schon einen Weg für uns gelegt haben?
Das gute Abendessen wird am Ende von dem wirklich freundlichen Hüttenwirt mit einer Einladung in den Nachbarraum beendet, wo er zuerst die aktuelle Wetterlage bespricht und sich dann die mitgeführte Ausrüstung zeigen lässt. Seine Intention ist einfach: Er ist bei der Bergrettung und mag am morgigen Tag nicht ausrücken, um wahnsinnige oder lichtsinnige Menschen aus spontaner Not zu befreien. Er entscheidet, wer weitergehen darf und wem er den Verbleib an der Hütte oder den Abstieg ans Herz legt. So wird klar, dass nur die sechs Kölner, Christoph und seine Luzie sowie Gert und ich weiterziehen dürfen. Er empfiehlt auch weiterhin nicht - wie vom DAV Magazin vorgeschlagen - den Gang über den "Schneebigen Nock" mit dem nachfolgenden Schneefeld, da er das bei diesem Wetter mit relativ hoher Todeserwartung verbindet. Solche Dinge wie "romantisch vereiste Kletterpassagen" und "das raumfüllende Brausen von Schneebrettern" stellen seltsamerweise wenig Spaß dar - auch wenn grad Mitte August ist. Ok, so gehen wir eben morgen die von ihm vorgeschlagene Route über den Magerstein, von der er sagt, dass diese auch sehr schön ist, solange man nicht so weit auf den rissigen Gletscher steigt und immer schön in der Nähe des oberen Felsengrates bleibt. Gut! Klingt nach einem Plan! Ich sag nur nochmal "August"! *seufz*
In unserem sechs-Bett Zimmer wird nur noch ein Pärchen sein, das sich den ganzen Abend schon angegurrt hat und denen wir - ganz Gentlemen - den Vortritt lassen und uns einen netten Abend mit den lustigen Kölner und Christoph nebst Luzie machen. So sprechen wir miteinander etwas unverbindlich ab, dass wir morgen irgendwie in der Nähe zueinander bleiben sollten, doch wir vermuten aus den Erzählungen des Christoph, dass wir wahrscheinlich das schwächere Glied darstellen werden, zumal auch die Luzie bergerfahren und drahtig ist. Aber egal, wir machen das schon. Der Wirt gibt uns noch zum Feierabend den Tipp mit, dass wir bis Mittag auf dem Magerstein gewesen sein sollten, denn dann werden wohl Wolken und Nebel kommen. Jaja, er hat recht und wir machen uns auf ins Quartier, wo die beiden Anderen schon schwer verkuschelt zur Ruhe gekommen sind ;)
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