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'Ute & Ralf in Norwegen' im Mittsommer 2014 - 02.07.2014 - Tag 10 - Bergen und Nesttun

Wir stehen in der warmen Morgensonne auf und das Frühstück im Sommerwind, der über den Fjord kommt, hat die Kälte der Hardangervidda schon lange aus uns vertrieben. Wir sehen vom Frühstückstisch aus zu, wie eine Schule Delphine mehr der weniger gelangweilt (und unsere Anwesenheit ignorierend) an uns vorbeizieht.

Nach der kurzen Verabschiedung des Thüringer Pärchens fahren wir wieder um den Kreisverkehr im Tunnel (die spinnen, die Norweger) und biegen diesmal nach Bergen über eine große Hängebrücke ab. Im Tunnel dann ein spontaner Schreck - sind wir an der falschen Ausfahrt aus dem Kreisverkehr raus? Der daran anschließende Tunnel ist 7km lang, ein Wenden irgendwie kaum möglich (wenn auch wohl zugelassen). Am Ausgang des langen Monsters löst sich alles auf - wir sind doch richtig. Wir fahren über die wirklich sehr schöne Straße "Nummer 7" am Hardangerfjord entlang - was für ein Naturschauspiel! An der Straße stehen überall Verkaufsstände mit "Moreller" (Kirschen). An einem Rastplatz stehen aber Kirschbäume, die wir im Rahmen der Reichweite unserer Arme plündern. Die Himbeeren dort lassen wir aber stehen, weil wir dort am Rastplatz den Beeren nicht trauen (Naja, wir trauen eher nicht den Menschen auf diesen Rastplätzen:)

Wir erreichen den Wasserfall "Steinsdalsfossen" in Norheimsund. Man merkt, dass wir in touristisch erschlossene Gebiete kommen. Ein Riesenparkplatz, ein breiter, gesicherter Weg hinter dem Wasserfall, Nippesläden am Parkplatz. Wenn man aus der Stille und Weite des Landesinneren kommt, ist der Unterschied schon überraschend. Auf dem weiteren Weg in Richtung Bergen sehen wir noch einige andere tolle Wasserfälle und befahren verrückte Nebenstraßen bis hoch in die Wolken. Ab Indre Arna beginnen wir die Suche nach einem Parkplatz vor oder in Bergen. Die Stadt selber ist mit dem Auto nicht zu empfehlen und durch satt teure und automatische Mautstellen abgeriegelt. Kurz vor der ersten Mautstelle biegen wir ab und finden einen Parkplatzes - der leider etwas am Berg liegt.

Also das volle Programm: Handbremse, Rückwärtsgang, Keile, Lenkereinschlag. Ute steht in der Seitentür, während ich noch einmal um den Bert schaue. Plötzlich gibt es einen krachigen Knack und das Auto ruckt erheblich. Ute Herz setzt ein paar Takte aus, aber der Bert kommt dank der verschiedenen anderen Sicherungen sofort wieder zum Stehen *puh* .. Die Handbremse ist kaputt. Na toll .. Keine Handbremse im Bert. In Bergen! In den Bergen! Das geht ja gar nicht!! Da wir "online" sind, schauen wir nach einer Werkstatt in der Nähe. Da es schon nach 16:30 Uhr ist, sollten wir uns beeilen.

Das wird ein Losfahren für die ganz Harten! So was sollte man bei Yoga als Figur "Bert am Berg in Bergen" einführen: Linker Fuß auf der Kupplung, rechter Fuß auf der Bremse, linke Hand am Lenkrad, rechte Hand auf dem Gaspedal, die Nase dicht über dem Armaturenbrett, Schweißperlen auf der Stirn! Und wenn man diese Position eingenommen hat, führt man das Anfahren mit dem Wohnmobil am Berg aus einer engen Parklücke aus. Da ich am Berg - kaum hab ich die Lücke verlassen - im Moment schlecht halten kann, springt die Ute im langsamer Fahrt noch auf .. und wir fahren gleich nochmal in eine Mautfalle rein .. na super! Wenn's mal läuft, dann läufts :)

Die Audiwerkstatt kann nicht helfen ("ich darf hier kein anderen Fabrikate reparieren..."), verweist uns aber weiter zu einer Daimler-Werkstatt, die nicht weit entfernt sein soll - dort aber nirgendwo zu finden ist. Wir informieren den Eigentümer des Bert kurz per SMS und er sagt zu, uns eine Liste der Werkstätten per Mail zuzusenden. Gut! Wir suchen solange weiter und nach Telefonorgie mit einem lokalen Händler in schwer gebrochenem Englisch finden wir in Nesttun eine Shelltankstelle mit einer Werkstatt, die morgen gegen acht Uhr aufmacht. Wir stellen den Bert vor der Werkstatt ab und fahren mit der Stadtbahn nach Bergen rein. Das ist sehr zu empfehlen, denn es kostet nicht mehr als die Maut in Bergen, man fährt zügig und bequem direkt ins Zentrum und in Nesttun ist Parken kein Problem - alles prima!

Doch es ist kalt und grau .. ein kurzes Sonnenaufblitzen, dann war's schon wieder vorbei und die Sonne kam auch den ganzen Tag nicht mehr raus. Wir haben uns in Bergen erst einmal einen Hot-Dog für 25 Kronen bei "Narvesen"gegönnt und haben dann - mangels Ortskenntnis - schnell mal die äußeren Hafengebiete erkundet. Die sind so schön wie die äußeren Hafengebiete in jeder anderen Stadt sind :) Dann hörten wir ein kurzes Orgelkonzert in der Kirche "St. Nikolaus" und das gab uns erst einmal wieder ein wenig Ruhe wieder. Sehr schön! Der weitere Weg führte uns dann ins eigentliche Zentrum und am Fischmarkt von Bergen wurde langsam zusammengeräumt. Die ewige Helligkeit dort täuscht eben immer wieder über die wahren Uhrzeiten hinweg. Es gibt die Sonderaktion "bezahl eins, bekomm zwei" und so bekomme ich zwei Portionen :) Ute steht nicht so auf Essen vom Fischmarkt und ich hab mich mit einer der Portionen an eine Königskrabbe gewagt .. schmecken tut es wie erwartet, doch da der Kopf beim Essen mit dabei ist, ist der Genuss irgendwie leicht fragwürdig.

Wir schauen uns "Bryggen" an - das unter Weltkulturerbe stehende Hafenviertel von Bergen. Wir kaufen Mitbringsel für die Kinder (die drei Elche), haben Mützen anprobiert und eine Runde durch das Hanseviertel gedreht. Irgendwann sind wir mit der Bahn zurück und haben den Bert dort an der Tankstellenwerkstatt von seiner Einsamkeit erlöst. Passend zum Abend fängt draußen der kalte Regen an auf das Dach zu patschen. Bergen hat es irgendwie nicht geschafft, uns zu begeistern, aber man muss auch sagen, dass eine defekte Handbremse und kaltes, graues und teilweise nasses Wetter jede Stadt nicht im perfekten Licht erstrahlen lassen würde - hier also meine hochoffizielle Entschuldigung an Bergen für den eher nüchternen Bericht :)

Auf zu den Bildern :)