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Oberstdorf 2009 - Tag 2: 2-Länder-Sportklettersteig

Nach so einer langen Nacht mit gutem Wechsel zwischen "ohne Decke zu kalt und mit Decke zu warm" sowie nur gekippten Fenstern, um die Ungeheuer der Nacht draußen zu halten, sind wir pünktlich um 8:00 beim Frühstück, wo nach Blick auf das Wetter der Mindelheimer Klettersteig verworfen und der 2-Länder-Sportklettersteig ins Auge gefasst wird.

Nach einer entspannten Fahrt unter dunkel drohenden Nebelschwaden erreichen wir den leergefegten Parkplatz an der Fellhornbahn (die sich trotz der Kälte die Hörner nicht mit Fellen eingewickelt hatte.. oder kommt der Name daher, weil die immer vom Horn fällt? Was weiß ich!) und zwischen all den Turnschuh- und Sandalenbergsteigern fallen wir fast allein durch das Vermeiden eines "Huuuuuch" bei der Pylon-Überfahrung auf (wir haben uns einfach wie die Anderen auf den Boden gelegt, eine Tüte über den Kopf gezogen und die Augen zugemacht!).

Nach dem Motto "wenn wir schon hier sind, fahren wir auch gleich ganz hoch!" stellten wir oben fest, dass der Höhengewinn sinnlos und nur zur morgenlichen Bestrafung der von gestern bereits vorgeschädigten Knie eingesetzt werden konnte. Im Sattel zwischen Fellhorn und Kanzelwand war der Steig mit 30 Minuten ausgeschildert. Bereits von hier aus konnte man eine Gruppe von roten und gelben Punkten auf dem Weg zum Einstieg ausmachen, was normalerweise zu einer sicheren Wartezeit an krabbeligen Stellen des Steiges führen würde. Die Wegrichtung vom Sattel weg machte uns allerdings stutzig, da diese von der Kanzelwand eindeutig wegführte. Die Lösung des locker 150 Höhenmeter-Umweges fand sich später in der Umgehung des zwischen Sattel und Einstieg liegenden Naturschutzgebietes.

Die Angabe von 30 Minuten bis zum Einstieg kann ich nicht bestätigen, aber man braucht auch keine Stunde bis dahin. Kurz vor der Wand geht es im Geröll und im Zickzack bergauf. Immer begleitete uns das Klicken und Ratschen der Karabiner der Gruppe hoch über uns, wobei sich einer der Helden hoch über uns im Klamottenweitwurf ins Geröll übte, was zu einer kurzen knurrigen Konversation ohne weitere Verletzungen auf beiden Seiten führte. Da wir noch Zeit schinden wollten (räumlichen Abstand schaffen), ließ der Gert seinen mit Gurtzeug und Handschuhen sauber in Kugelform gebrachten Helm im Versuch der Analyse des Geröllverhaltens 50 Höhenmeter tiefer rollen und bestand darauf, diesen selber wieder einzusammeln. Sogar die Handschuhe fand er dann auf halben Wege wieder.. was für ein Gück! Das Wetter beginnt sich langam zu bessern .. der Regen wird wärmer! Nein, nein, Regen hatten wir so gut wie nicht.

Der Steig geht rassig los und weist damit jeden ab, der dieser Stelle nicht gewachsen ist. Wer diese Stelle nicht ohne fremde Hilfe schafft oder dem Meinung ist, dass so was nicht noch einmal kommen darf, sollte zuerst einmal auf (z.B. www.klettersteig.de o.ä.) nach leichteren Touren suchen! Der Weg hinauf ist so was von stark: waagerechte Querungen in Scharten in meist senkrechten Wänden wecheln sich mit senkrechten Wänden ohne Scharten in waagerechte Querungen ab und "immer drückt der Berg!". Man sollte den Steig bei feuchtem Wetter nicht unterschätzen (teilweise kleine Tritte, kleine Eisen und gelegentlich humose Sohlenschmierung) und (Radler-) Handschuhe sind (wie auf jedem Steig) immer eine gute Idee! Der Steig ist in einem hervorragenden Zustand und vor der Begehung sollte die Losung "10 Klimmzüge am Tag!" gelten. Die Mitführung eines HMS Karabiners zur Eigensicherung bei Nachlassen der Armkraft und einer zur Sicherung des abgesetzten Rucksacks ist für den Steig beinahe Pflicht.

Die Wartestellen waren ja vorhersehbar und wir legten am "Rastplatz" eine Rast ein, verdampften einen Landjäger und bemerkten, dass sich die Gruppe vor uns in steigfähige und "die Anderen" geteilt hatte. Ein Pärchen mit Guide war definitiv mit dem Steig überfordert und der Mann fiel einmal sogar vor meinen Augen im leichten Überhang in sein Kletterzeug hinein, was dem Guide einige hektische Sekunden brachte. Einen Notausstieg gibt es nicht (bald nach dem Anfang war mal eine möglicherweise machbare Schurre auszumachen, deren Begehung ich aber für schwierig halte), also gilt: mitgegangen -> mitgefangen! Nach einem kurzen sicheren Überholmanöver konnte es zügig weitergehen und bis zum Gipfel hatten wir freie Bahn und freien Blick. Was für eine Tour!

Der Abstieg geht entweder über einen Normalweg (unspektakulär) oder über einen Übungsklettersteig (B-C). Auf dem Weg zum Weg benutzte Gert den Hintern zur Feuchtigkeitsmessung der Wiese, welcher deutlich in Richtung "nass" ausschlug. Die Kanzelwandbahn servierte uns im angeschlossenen Restaurant Currywurst mit Apfelstrudel (gilt nur für einen der beiden Berggänger) bzw. Beerenkuchen gegen Bärenhunger (gilt für den Anderen) jeweils an Kaffee. Auf dem Rückweg zur Mittelstation der Fellhornbahn bemerkten wir, dass die Beine schon höheren Belastungen ausgesetzt waren und da uns die Bahn gerade vor der Nase wegfuhr, sammelten wir uns noch eine heiße Schokolade im überhitzen Schankraum der Station ein (die war so aufgeheizt, dass man kaum den Griff der Tür anfassen konnte... kein Schmarrn!).

Am Abend gb es lecker Mampf in der Pension Carola und immernoch keinen "Mochito" oder "Long island ice tea" in der Bar. Irgendwie waren wir dann am Ende und fielen geschafft in die Betten.