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Schweizer Sporttage 2007 - Tag 3: Graustock Engelberg

Was für ein Morgen scheint dort mit der Sonne in das Fenster.. der Tag ist wie gemacht, um allerlei unvernünftige Dinge anzugehen und so fange ich gleich mal mit dem Aufstehen an. Was oder wer auch immer mich geritten hat, so spät ins Bett zu gehen.. der dabei zugrundeliegende, hinterhältige Plan ist aufgegangen. Wiedereinmal setzt die farbliche Wahrnehmung der Umgebung erst nach der Inhalation der ersten Tasse Kaffee ein. Wir haben einiges vor und so bewegen wir uns mit vielen anderen Verkehrsteilnehmer durch die grauenhafte Verkehrsführung durch Zürich. Die Anfahrt in Richtung Engelberg ist bereits mit grossartiger Natur geschmückt. Die Zahnradbahn nach Engelberg können wir leider nicht von innen geniessen, da das GEHA Ticket ja gestern mehr nicht verfuegbar war.

An der Basisstation der Seilbahn ergießen sich massenweise indische Japanchinesen und anderes fremdländisches Volk über die Anlage. Als (zumindest für mich) bemerkenswert ist die Schranke am Parkplatz einzustufen, an der man schon mal Geld reinwerfen muss, damit diese sich öffnet. Das macht bestimmt Spaß, wenn dort großer Andrang herrscht. Wir fahren mit der Gondel zusammen mit 3 Indern hoch und diese freuen sich über die (noch) glücklichen Rinder dort auf den Matten. Ich freue mich eigentlich besonders dann über ein Rind, wenn dieses in geeigneter Stückgröße beidseitig gebraten, in der Mitte Rosa und mit Pfeffer zusammen vor mir auf dem Teller dampft. Das konnte ich den armen Indern gegenüber aber nicht vermitteln. Die hätten mich wahrscheinlich so angeschaut, wie ich einen Chinesen ansehe, der gerade genüßlich einen Hundehinterschenkel abknabbert.

Von der Bergstation laufen wir 10 Minuten zur Basistation des Sesselliftes Trübsee-Jochpass, wobei wir uns einerseits über eine Betonpiste bewegen müssen (anders kriegt man das beturnschuhte Volk wohl nicht in den Gasthof auf der anderen Seite des Trübsees) und andererseits das Panorama des Klettersteiges bereits erahnen können. Von hier sieht das eigentlich größtenteils harmlos aus, aber selbst der Kommentar im Reiseführer "Per Anhalter durch die Galaxis" zum Thema "Erde" sagte ja das Gleiche!

Man merkt sofort, dass hier nun Ende für alle Turnschuhläufer ist und der Sessellift hinauf zum Jochpass ist wohl nur wegen uns in Betrieb. Am Einstieg in Richtung "Klettersteig Graustock" (dort, wo die blau-weisse Markierung beginnt) stehen 2 Frauen mit voller Treckingmontour und erwägen den Aufstieg ohne Klettergurt. Sie lassen nach einer kurzen Besprechung mit uns und einem Blick auf die mit uns geführte Ausrüstung davon ab, was sich im Nachhinein als unwahrscheinlich glückliche Entscheidung herausstellte, was wir den beiden Frauen allerdings nicht mitteilen konnten, weil diese bereits einige Kilometer weiter waren, als wir die Ursache für die Notwendigkeit des Klettersteigsets herausfanden.

Mehr oder weniger todesmutig und mit abgebrühtem Gesichtsausdruck stiefelten wir den unscheinbaren Pfad los und hinauf zur ersten erkennbaren Krabbelstelle, mit der eine Höhe von ca. 20m überwunden wurde. Diese war nicht weiter dramatisch und setzte an dieser Stelle dennoch ein Zeichen für die normalen Wanderer, die sich ohne Sicherung hier hinaufbewegen würden wollen und nicht sollten.

Der naechste Anstieg zur 2. Krabbelpartie ist ebenfalls weitgehend emotionlos (mal von den Emotionen in Bezug auf tolle Natur und den anderen schöne Dingen des Lebens) zu bewältigen, wenn man von der rechtsseitigen Ausgesetztheit des Weges mal absieht. Wem das nicht passt, der kann auch weiter links gehen, aber irgendwann kommt man dann zum 40m Aufstieg, der bereits das Prädikat "rassig" trägt. Hier trennt sich Spreu vom Weizen und wir trafen unterhalb davon die ersten beiden Holländer, die hier aufgrund mangelnder Klettersteigerfahrung bereits zum Kaffeekochen übergagangen waren.

Es war nach dieser Stufe schon zu erkennen, dass die nächste Episode eine neue Klasse aufmachen würde. Hier muss ich einschieben, dass in der Beschreibung "dem Seil folgend den Pfeiler hoch, dann zum Gipfel, dem Seil abwärts folgen und den Abzweig nehmen" stand. Daraus hatten wir geschlossen, dass der Pfeiler sowohl hoch als auch hinunter zu begehen ist. Dass wir bis zu diesem Punkt keinen Abzweig angetroffen hatten, schoben wir auf unsere schlampige Betrachtung des Weges, an dessen Ende der 80m Pfeiler der Marke "meine Fresse" aufragte. Beim Näherkommen konnte man erkennen, dass zwei Gestalten den Pfeiler hinunterkletterten, was unsere Ansicht der Wegbeschreibung weiter stützte. Als die beiden Niederländer unten ankamen, angaben, dass sie oben gewesen wären und man wieder runter muss, war damit für mich alles klar. Hätte ich doch zu diesem Zeitpunkt nur mein Hirn gebraucht... aber dazu war ich zu diesem Zeitpunkt gerade nicht in der Lage.

Die ersten Meter haben es schon mal in sich, so dass der Pfeiler alle Wanderer mit einer letzten Warnung belegt. Ich schaute mir jeden Griff unter der Maßgabe an, dass ich da ja auch wieder runter müßte, was erfahrungsgemäß erheblich schwieriger als raufklettern ist. Man hat dort so viel Andrenalin im Blut, dass es aus dem Ohren zu quellen scheint und bei Höhenmeter 70 war es dann soweit. An einer Schlüsselstelle war die Entscheidung zu treffen "hoch geht, aber runter nicht! Abbrechen: [ja/nein]?", welche ich nach ein paar Minuten eindeutig mit "ja" beantwortete. Hier war für mich die Grenze des Erträglichen erreicht, denn ohne Griffe in 70m Höhe eine steile Platte runterzuklettern und dann zu versuchen, im Überhang einen nicht richtig sichtbaren Tritt zu finden, hielt ich (zumindest für meine derzeitigen Kletterkenntnisse) für nicht praktikabel.

Da der Gert sich erwartungsgemäß davon nicht schocken lassen wollte ("Über das 'runter' mache ich mir nachher Gedanken!") stand dort oben eine Kreuzung an, die der Gert bravourös durch Einklinken in eine Stufe unter Berücksichtigung der Offenlassung einer Trittstelle vorbereitete, während ich diese auch meisterte, ohne irgendwelche Finger in dieser luftigen Höhe zu zertreten. Auf dem Weg nach unten erreichte mich die Stimme vom Gert "10 m höher und ich bin durch, ich kann den weiteren Weg nicht erkennen", weswegen ich in Abstimmung mit ihm den weiteren Abstieg fortsetzte, was wirklich nicht witzig war. Unten angekommen bgeann ich über ein Geröllfeld wie eine Gemse abzusteigen. Der Versuch, den Gert anzurufen und nach dem aktuellen Stand zu fragen brachte mich in die unangenehme Situation, dass ich einerseits durch das Anwählen der falschen Telefonnummer die Jana aus ihrem wohlverdienten Mittagsschlaf riss und ich andererseits Gerts Anruf nicht entgegennehmen konnte, mit dem er mir mitteilen wollte, dass der Pfeiler nur hoch zu besteigen ist, weil der Abzweig für den Rückweg oberhalb des Pfeilers lag. Wär ich Hammel doch einfach weiter gestiegen! So was Blödes! Die Mobilbox erreichte mich ca. 200m tiefer und ich hatte keine Lust mehr, 200m im rolligen Geröll hochzusteigen und dann dort alleine die Wand zu meistern, weswegen wir einen Treffpunkt ausmachten, der nur 30 Minuten später erfolgreich mit einem Rendezvous gekrönt werden konnte.

Ich war dort (und bin es eigentlich immer noch) verärgert, dass ich dort oben abgebrochen habe. Gert schrieb inzwischen den Satz "Nächstes Mal sind wir erheblich abgebrühter und skrupelloser!", womit ich ihm eindeutig recht gebe. Meine Laune besserte sich dann mit einem Schlag erheblich, als wir uns an der Bergstation Jochpass zwei "Devilbikes" ausborgten und dort wie die Kurzen den Berg vom Jochpass zum Trübsee herunterhobelten. Was für ein Gaudi! Mit bestimmt 40kg schweren Rollern mit Monsterträdern über den Schotter zu fahren hat ein wenig vom Bergradfahren und die Ansprüche der Strecke an die Fahrer waren so schlecht nicht. Dass ich mich dabei genau in dem Augenblick, in dem der Gert 100m vor der Basisstation ein kleines Video dreht, praktisch vor seinen Augen fast im Stand auf dem Schotter in dem Schmutz warf, kann dem Genuss des Augenblicks trotz der spektakulär aussehenden Bilder keinen Abbruch tun!

Man könnte zwar weiter von der Zwischenstation der unteren Bahn mit einem etwas leichteren Roller abfahren, aber wir waren der Meinung, dass der Tag bisher rundherum gelungen und das genau so gut war!. Deswegen stellten wir uns hinter eine chinesische Reisegruppe, die aber die Umsetzung des Prinzips der vollen Gondel nicht beherrschte, was wir spontan zum Anlass nahmen, eine Gondel, die wenige Zentimeter vor dem "point of no return" war, mit einem gewagten Sprung in die beiden noch nicht besetzen Plätze mit uns und unserer Ausrüstung zu aufzufüllen. Wir kamen über meinen immernoch still vor sich hinblutenden Unterarm schnell ins Gespräch und hatten einige lustige Minuten mit gebrochenem Englisch, was dann kurz vor dem Ausstieg mit einem Gruppenphoto beiderseits gewürdigt wurde.

Das geruhsame Umziehen der Schuhe und der anderen Utensilien fand ein jähes Ende, als der Gert bemerkte, dass sich einer der mit Chinesen (oder einem anderen freundlichem Volk) vollbesetzen Busse sich geruhsam in Richtung Tal in Bewegung setzte, was der Gert schlagartig und folgerichtig in "Schnell weg, bevor wir den Bus auf den Serpentinen vor uns haben!" umsetzte. Innerhalb von 2 Sekunden saßen wir vorn, der Motor lief und die Schranke war noch zu, was mit einem kurzen Stunt durch nicht um diese Uhrzeit nicht mehr benötigte Einfahrt für uns keine schädliche Wirkung hatte, aber zum gewünschten Ergebnis der Busüberholung führte. Das Navi war im Handschuhfach eingeschlossen, welches mit dem selben Schlüssel zu öffnene wäre, der derzeit für die notwendigen Aktivitäten des Motors verantwortlich war. Um das Navi befreien zu können, gab es noch mal ein "extrem schlüsselwechsling", mit dem das Gerät erfolgreich aus den Klauuen des Handschuhfachs befreit werden konnte, ohne das die Drehzahl des Motors wesentlich unter die 2000 U/min gefallen wäre1.

Ich konnte erneut längere Zeit die Verkehrsführung von Zürich geniessen, hatte die Gelegenheit zu einem ausführlichen geschäftlichen Telefonat und dann wurden wir am Ende des Tages mit einer von der Jana liebevoll vorbereiteten Grillsitzung verwöhnt, die sich bis spaet in die lauwarme Nacht hinzog.

1) vielleicht sollte ich hier noch einmal darauf hinweisen, dass ich gelegentlich zu Übertreibungen neige ;)