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Mit Gert in der Schweiz 2006 - der zweite Tag `um den Piz Languard`

Die Nacht war wunschgemäß schon sehr früh zu Ende. Draussen war alles mit einer dicken Reifschicht überzogen und die müden und kalten Knochen wollte ohne den angedrohten Regenwasser-Kaffee nicht so richtig in die Pötten kommen. Oben angelangt stellten wir fest, dass der Gipfel und wir durchgefroren waren und uns erwartete dort schon ein normalerweise im Tal wohnendes Paar. Dann kam der Augenblick, in dem die Sonne am wolkenbefreiten Himmel langsam über die Gipfel spitzte und das Licht in die dunstigen Täler fließen ließ - meine Fresse, bei solch einem Sonnenaufgang am Piz Languard bleibt einem die Spucke dauerhaft weg!

Dennoch war dann irgendwann der Punkt erreicht, wo die fehlende Kaffeezufuhr lebensbedrohlich wurde und der Gedanke an den vor uns liegenden Weg den Wunsch nach einem baldigen Frühstück verstärkte. Ausserdem bewahrheitete sich wieder einmal Gerts Aussage "Morgenstund hat Wurm im Mund!". Frisch gestärkt und mit einem Liter Regenwasser-Hagebuttentee im Rucksack stiegen wir bis auf 2927m ab. Der Weg an der Crasta Languard entlang bis zum Fuorca Pischa bei 2837m verlief im Schatten und bei schönen Blicken. Auf einmal schaute ein verschlafener Steinbock über den Grat. Er wich unserem Weg in ausreichender Entfernung aus und plötzlich waren es vier lang gehörnte Steinböcke, die verwundert auf die hier wohl seltenen Wanderer schauten. Keine 200m weiter öffnete sich der Blick auf ein großes Rudel von Steinböcken, die sich von unserer Anwesenheit nicht wesentlich beeindrucken ließen. Gert näherte sich sehr vorsichtig ziemlich weit einem großen Bock und die anderen zogen es vor, sich an den Steinen nagend langsam von uns weg zu bewegen. Zwei Böcke lieferten sich einen kurzen Schaukampf und wir zogen weiter zum Lac de Prüna auf 2815m. Das Wasser dort war so tief und so klar, dass wir einer Steinprobe nicht widerstehen konnten.

Hier mussten wir die Entscheidung treffen, ob wir bis auf 2326m absteigen sollten, um dann gleich wieder auf 2891m aufzusteigen, oder ob wir die ca. 3 km lange Abkürzung nehmen sollten. Wir entschieden uns für die Abkürzung und stiegen in einer grobblöckigen Schurre ab, um dann unterhalb vom Piz Languard über steile Wiesen und Geröllfelder zu krabbeln. Hinter dem vom Piz Languard zu uns abfallenden Grat kam ein mehr als 200 Höhenmeter-Abstieg in einem Geröllfeld. Es zeichnete sich ab, dass auf der Abkürzung nun keine Probleme mehr auf uns warteten. Wir haben unsere Knie sehr geschont und auch wieder ein Rudel Steinböcke gesehen. Vorbei an Gletschergeschiebe stiegen wir noch zum Fuorca Muragl hinauf, wo wir unsere verdiente Mittagspause einlegten. Von dort war es nur noch Fleissarbeit bis zur Bergstation der Standseilbahn am Muottas Muragl.

Auf der Rückfahrt waren wir ein Stück hinter St. Moritz so auf die dort übenden "Kite surfer" fixiert, dass wir an der richtigen Abfahrt vorbeigefahren sind, was in den Alpen meisst nicht so einfach zu korrigieren ist. Zwar wunderten wir uns schon über den lange See, der uns so gar nicht aufgefallen war, aber spätestens bei der wilden Serpentine, die einige 100m hinunterstürzte war uns klar, dass wir auf dem Holzweg waren. Das läßt sich aber in einer Serpentinenstraße nicht so einfach ändern und so mußten wir erst fast runter, bevor wir zur Strafe wieder hoch durften. Dennoch kamen wir am Abend in unserem Quartier in Linthal im Zwergkanton Glarus an und vertilgten noch einen Fitnessteller mit 2 leckeren Schweineschnitzeln an reichlich Salatdressing.